Quick(l)y in Panama

Erst vor ein paar Tagen skype ich noch in die Heimat und berichte stolz, dass mich das Essen hier (trotz waghalsiger Experimente) noch nicht buchstäblich in die Knie gezwungen hat – und dann klopft Montezuma an der Tür und serviert mir ne saftige Käsepizza freihaus, die sich wohl nicht so gut mit meinen inneren Verdauungsorganen verstanden hat. Das kommt davon, wenn man Mal Abwechslung von den vielen Taccos, Enchilladas, Fajitas oder Quesedillas haben will.

Die darauffolgende schlaflose Nacht in Mexiko Stadt war natürlich die beste Ausgangslage für den anschließen Flug nach Panama City. Wie ein Geist, so blass, laufe ich durch den Securitycheck, kein Röntgenscanner nötig. In Panama City angekommen will ich etwas Geld sparen und beschließe den Bus zu nehmen. Was mich da geritten hat? Keine Ahnung. Als wäre mir nicht klar, dass ich damit etwa sechs Mal so lange nach Downtown brauchen würde. Dass ich am Ende aber ca. dreieinhalb Stunden in zähfließendem bzw. stockendem Verkehr stecken würde, konnte ich tatsächlich nicht ahnen. Panama City ist unter der Woche eine absolute Verkehrsvollkatastrophe, da hätte auch ein wendigeres Kraftfahrzeug wie das Taxi nicht viel ausrichten können. Maike, eine Belgierin, die neben mir im Bus die Zeit totschlägt und ebenfalls am Rucksackreisen ist, und ich, halten es für eine bessere Idee nun zu Fuß weiterzulaufen und ein Café aufzusuchen. Wir wissen beide nicht, wo wir unterkommen wollen und eine kurze Internetrecherche soll einen besseren Überblick verschaffen. Leider ist Downtown erstmal keine Spur vom 21. Jahrhundert und das Einzige was unseren Weg pflastert, sind Kräuter- und Gemüsemärkte. Also ab ins Taxi und zum einzigen Hostel, das ich im Vorfeld empfohlen bekommen habe und dessen Adresse ich noch aufgeschrieben habe: Casa Ramirez in der Cinquentenaria 51 (Traumhostel mit Pool, Sauna und allem drum und dran). Sollte ja nicht so schwer zu finden sein, könnte man meinen. Ich kürze die Geschichte aber hier lieber ab: 100 Minuten und einige Magengeschwüre später finden Maike und ich zu Fuß den Weg ins Hostel. Super gelaufen. Für Jemanden, der seit 48 Stunden nicht geschlafen, netto nichts gegessen hat und knapp 14 Stunden gereist ist, ein Traumtag kann man sagen.

Aber ich will mich nicht beklagen, schließlich bin ich ja jetzt für drei Tage stopover in Panama! Und hier ist es ja so schön sagt Janosch. Die Stadt selbst kann er aber nicht gemeint haben – dafür birgt der Ausblick zu viele heruntergekommenen Gebäude (mit traumblick aufs Meer?!), zu viel Armut. Ich bin fast versucht “Ruinen” zu sagen. Darüber ragen zahllose Wolkenkratzer, spätneunziger, midachziger Baujahr schätze ich. So mittelschön. Aber eindrucksvoll, so direkt an der Küste. Hat ein bisschen was von Hong Kong denke ich, aber auch ein quentchen Dubai. Zumindest mit Hinblick auf die Taxifahrer hier sollte ich mit dem Dubai-Vergleich recht behalten: wenn Taxipiloten so unfreundlich, teilnahmslos und unfähig sind, wie in Dubei oder Panama City, werde ich schnell rasend wütend! Und das sind sie hier. Dann versuchen sie mich Gringo natürlich auch noch permanent abzuziehen! Daher entschließe ich mich dazu einfach mehr zu laufen.

Spitzen Idee, hier ist nämlich Regenzeit, stellte ich nach etwa 200 Schritten fest. Ich schwitze wie ein Walross in der Atacama-Wüste, die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, trotz mäßiger Temperaturen – aber die Regentropfen erreichen trotzdem meine Haut (auch wenn sie innerhalb von einer Minute wieder verdunsten). Ich laufe trotzdem durch den Regen und genieße den mystischen, weil knisternd-stürmischen Anblick auf die Pazifikküste der Stadt, die Skyline und die vielen Schiffe, die sich langsam einreihen, um den schmalen Zuffahrtsweg des Panamakanals zu passieren.

Der Kanal selbst ist, wenn man mal ganz ehrlich ist, optisch erstmal ziemlich wenig beeindruckend: große Schiffe passieren in Unterschneckengeschwindigkeit mehrere Schleusen, die sich ihrerseits in Unterschneckengeschwindkeit mit Wasser füllen und abfließen. Ein paar Hundert Touristen zahlen dann etwas Geld um sich das Ganze vom “Aussichtspunkt”, ein Nachbargebäude, von Nahem anzusehen. Keine Frage, aus Sicht des Ingenieurs ist der Panamakanal sensationell und auch der Bau selbst hat historisch natürlich eine große Bedeutung. Ist trotzdem Fad. Interessant, weil neu für mich, war, dass der natürliche Teil des Kanals selbst im Inland ein Süßwassersee ist, daher einen anderen Wasserpegel hat – was somit auch endlich logisch die Schleusen erklärt. Juhu.

Die Altstadt macht einiges her, und eben als ich mich im Regen orientiere, sehe ich ein Hostel, das mir ebenfalls wärmstens empfohlen wurde: Lunas Castle, steht hier. Ich gehe rein, schaue mich um, “schön hier”, und siehe da: ein Schweizer Geselle kommt mir entgegen, dem ich schon in Guatemala begegnet bin. Kleine Welt, aber inzwischen nicht mehr so erstaunlich für mich. Passiert immer mal wieder, vor allem wenn man den gleichen Empfehlungen folgt. Das Hostel hat eine Bar und ich beschließe meinen Geburtstag hier reinzufeiern. Also chille ich hier – und 45 Minuten später trinke ich mit 13 Deutschen und zwei Amerikanern das erste Bier auf mein Wohl. Kennenlernen geht schnell hier. Wirklich, wirklich schnell. Die Namen der Menschen am nächsten Tag zu vergessen natürlich auch. Selbst ohne 2,5 Promille.

Natürlich hat das Land deutlich mehr zu bieten als nur die Hauptstadt und ich habe dank der vielen Erzählungen und des einsrucksvollen Werbevideos im Flugzeug Blut geleckt und möchte wiederkommen. Die San-Blas-Inseln, Boca del Torro, Colone und weitere Postkartenpanorama-Standorte sind scheinbar Pflichtprogramm. Vielleicht ist bis dahin auch das Einreiseprozedere etwas gelockert, die Panamesen sind ja nicht gerade gechillt unterwegs und stellen mir etliche Fragen und wollen Ausreisetickets sehen, eine Unterkunft soll ich angeben und was nicht alles. Als hätte ich nicht noch andere Alternativen. Pah! Ecuador wird heute angeflogen! Quito ist Ausgangspunkt für rund einen Monat ausführliche Erkundungstour. Ich freue mich!

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2 Comments

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  1. hehe, Du meints “Moctezuma”? Que mala suerte! 😉
    Saludos!!

  2. meinst..sorry

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