From the bottom now I’m here

Von wegen Print ist tot! Ich hab am letzten Zeitungsstand hier in Mexiko Stadt sage und schreibe 23 verschiedene Erotik- und Pornomagazine gezählt! Da ist wirklich für jeden Geschmack was dabei. Was ich allerdings nicht verstehe ist, wer eigentlich den ganzen Krempel kauft, der sonst überall am Straßenrand angeboten wird. Ich dachte der Markt wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn im Wald keine Nachfrage herrscht und niemand ist da, um sie zu hören, gibt es dann keinen Markt? Von Kleidersäcken über Buntstifte, Rosenkränze, raupkopierte Software oder Staubfuzzler. Oft kommt es mir vor, als sei der Verkauf nur Beschäftigungstherapie für die vielen Menschen, die die Armutsgrenze sicher deutlich unterschreiten. Betroffenheit empfinde ich vor allem für die immerlächelnden Rentnerinnen und Rentner, die zusammensitzen, gemeinsam Platzdecken stricken um sie zu verkaufen und ganz sicher auf die Almosen der Menschen hier angewiesen sind, weil sie sonst definitiv nicht überleben würden.

Die Regierung, gegen die hier seit den Neuwahlen mit sehr viel Gleichgültigkeit protestiert wird, tut auch nicht gerade viel um die allgemeine Situation zu verbessern. Besitzt man beispielsweise ein Auto länger als acht Jahre, darf man es nur noch einmal die Woche fahren. Aus “Sicherheitsgründen”, heißt es. Ansonsten muss man sich ein neues Auto kaufen. Zumindest, wenn man keine horrenden Strafen in Kauf nehmen will. TÜV? Gibt’s natürlich nicht. Die Automobilindustrie freut’s. Die Menschen hier fühlen sich verarscht.

Ich mich übrigens auch, und zwar jedes Mal, wenn ich hier jemanden nach dem Weg frage! Man muss wirklich immer erst eine repräsentative Umfrage starten um signifikante Mittelwerte herauszubekommen, die die wahrscheinlichste Antwort ergeben. Oder halt ein Navi benutzen. Das ich nicht habe. So kommt es, dass man schnell Mal einsame, dreistündige Nachtwanderungen durch die schönen Ghettoviertel der Stadt macht – für den besonderen kleinen Nervenkitzel zwischendurch. Dabei ist einfach nur überfallen zu werden eigentlich noch das kleinste Übel hier in Mexiko Stadt. Eines Morgens ohne Nieren, oder Leber aufzuwachen (oder auch nicht) ist ein mindestens genauso großes Risiko. Aber alles gut, noch alle Organe drin. Ironischer Weise schafft Taxifahren keine Abhilfe: nicht registrierte Taxen haben oft kriminelle Energie und spucken ihre Insassen tot oder lebendig an irgendeinem Straßenrand wieder aus. Daher sollte man naheliegende Restaurants oder Hotels darum bitten, registrierte Zentralen anzurufen. Ubahnfahren macht aber auch Spaß und kostet nur drei Pesos für eine einfache Fahrt. Hier braucht man sich zumindest keine Sorgen machen im Verkehr stecken zu bleiben, der hier extrem zäh fließt. Problematisch, selbst für erfahrene Taxifahrer, sind auch die großen Einbahnstraßen, die nachts plötzlich andersherum umleiten. ?!

Gestern hab ich mir die Hauptsehenswürdigkeit der Gegend hier angesehen: Teotihuacan. Die Ruinenstadt knapp 40 Minuten vom Zentrum entfernt ist sicher eine der eindrucksvollsten archäologischen Highlights, das Mittelamerika zu bieten hat. Umgeben von Kakteen und Steppe ragen die zwei größten Pyramiden schon von Weitem am Horizont empor. Teotihuacan zählt zu den drei größten Pyramiden der Welt und ist architektonisch anders als die meisten Maya-Bauwerken. Verwundert nicht, wenn man weiß, dass die Teotihucaneten hier gelebt haben und nicht die Maya. Ist ja auch wurscht. Jedenfalls schön, bitte angucken!

Außerdem habe ich erfahren, dass Mexico City eigentlich Venedig war. Im Ernst, die Stadt wurde auf einem See gebaut und war von Kanälen durchzogen! Der rund ein Meter hohe See wurde künstlich trocken gelegt und nun leben und bauen rund neun Millionen Einwohner auf weichem Untergrund. Was erklärt wieso der schiefe Turm von Pisa hier absolut nicht auffallen würde: Jedes dritte ältere Gebäude lehnt leicht zur Seite. Ich hab also keine betrunkenen Fotos geschossen. Bzw.; nicht betrunken Fotos geschossen. Sehr skurril, wer hätte das gedacht?

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