Durch Raum und Zeitzonen

Ihr kennt das ja: „Nokia – connecting people“. Mindestens genauso gut wie Nokia verbindet aber auch eine andere großartige Errungenschaft des 2o. Jahrhunderts: Das Flugzeug. Fuer mich ist es inzwischen sogar schon so etwas wie mein Transportmittel Nummer eins geworden und tatsaechlich habe ich auf meinem inzwischen zweieinhalb monatigen Trip mehr Zeit in einer Maschine verbracht, als am Steuer eines Autos. Inzwischen verschlafe ich eigentlich so gut wie jeden Start, die Sicherheitsanweisungen kenne ich auswendig und durch den Security-Check schwebe ich geradezu. Einzig und allein die unterschiedlichen Zeitzonen bringen mich hin und wieder aus dem Konzept.

Dreizehn Starts und Landungen habe ich inzwischen auf dem Buckel, weitere fuenf stehen mir planmaessig noch bevor. Mein Rucksack qualifiziert mich dabei zwar als Backpacker im eigentlichen Sinn, damit allein ist es aber nicht getan. Wie ich waehrend meines Aufenthaltes in den unterschiedlichsten Jugendherbergen feststellen sollte, haben Backpacker naemlich eine ganz eigene Definition fuer sich selbst gefunden. Eine Art „Savoir Vivre“, das im Wesentlichen beinhaltet sich selbst und andere Menschen kennen zu lernen und sich dabei treiben zu lassen, ohne bestimmten Plan. Das trifft sich ja super, denk ich mir, ziemlich genau mit dieser Einstellung bin ich ja hier ohnehin an die ganze Sache herangegangen. Das einzige, das mich jetzt noch vom gewoehnlichen Backpacker unterscheidet ist der Umstand, dass ich staendig sehr dekandent in der Gegend herumfliege, anstatt mit dem Zug oder Bus herumzutroedeln. So wie sich das eigentlich gehoert. Im Gegensatz zu denen hab ich aber auch keine Zeit, denn die fuenf Monate gehen hier wirklich verdammt schnell rum. Okay, hin und wieder gehe ich auch mal schick essen, aber das hab ich mir nach den verschiedensten Strapazen hier wirklich verdient. In diesen Hostels lebt es sich naemlich mal ganz anders und von Komfort geschweige denn Privatsphaere kann wirklich keine Rede sein. Da kann es gut und gerne auch mal passieren, dass man, wie ich, mal eben 25 Australische Dollar (18 Euro) fuer die schlimmste Nacht seines Lebens bezahlt. Wie so eine Nacht aussieht wollt ihr wissen?

Also stellt euch vor, ihr landet in einem bestialisch stinkendem, winzigen Vierbettzimmer indem zwei fuerchterlich knarzende Hochbetten stehen, die Floehe haben sich in den „frischen“ Bettlaken eingenistet und eure Zimmergenossen stehen diesem Grauen in nichts nach: der Eine steht Nachts ab ein Uhr alle zwei Stunden auf, um sich eine Zigarette anzuzuenden, kommt voellig verraucht wieder und hustet erstmal das gesamte Hostel aus den Federn bevor er dann einschlaeft um dann laut vor sich hinzuschnarchen. Business braechte ihn nach Perth, um sechs Uhr in der Frueh muesse er raus. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Der Andere hat durchgehend Alptraeume, die die Scharniere des ohnehin schon sehr instabilen Feldbetts an die physikalischen Grenzen bringen. Begleitet wird das dynamische Zweiergespann von zahllosen Ratten, die sich etwa 20 Zntimeter ueber meinem Kopf in den maroden Zwischenwaenden eingenistet haben. Uebermuedet und etwas verstoert muss ich wohl dreingeschaut haben, als mich der abgewrackte (aber freundliche) Mann an der Rezeption am naechsten Morgen mit den Worten „See you later“ verabschiedet hat. „Ganz sicher nicht!!“ versuchte ich ihm telepathisch zu verstehen zu geben (ihm das direkt ins Gesicht zu sagen haette ganz sicher zur Folge gehabt, dass er mit seiner Heroinspritze in der Hand ueber den Tresen gesprungen waere, und mir das Ding direkt ins Auge gestochen haette). Spaeter wurde ich dann gluecklicher Weise aufgeklaert, dass „See you later“ nichts anderes als „Bye“ bedeutet. Verwirrend, aber nicht die einzige australische Gepflogenheit, die sich als sehr gewoehnungsbeduerftig herausstellen sollte: „How are you“ ist hier die Standardbegruessung – aber wehe man faengt an, mit mehr als nur einem „good, and you“ zu antworten. Ist ja nicht so, dass es den Menschen der dich gruesst wirklich interessieren wuerde, wie es dir geht… „No Worries“ heisst uebrigens so etwas wie „gern geschehen“. Zum Sport: Die Australier tendieren dazu, alles zu modifizieren und sich verrueckte Mischformen auszudenken, wie etwa das weiblich dominierte Netball (so etwas wie Basketball, gespielt wird das allerdings mit so etwas wie einem Volleyball. Ausserdem hat der Korb kein Netz und die Spieler duerfen sich nicht mit dem Ball in der Hand bewegen – also eigentlich ein ziemlicher Schmarn). Fußball ist hier zwar aeusserst unpopulaer, das heisst aber noch lange nicht, dass wir hier auf die EM verzichten mussten. Waehrend meines Aufenthalts in Sydney, aber auch in Neuseeland, konnten wir die Spiele an Grossbildleinwaenden verfolgen, und zwar zusammen mit hunderten anderen Deutschen Fans (der Anteil Deutscher Backpacker ist hier wirklich ausserordentlich gross). Einziger Haken war die enorme Zeitdifferenz, die zur Folge hatte, dass wir die Nacht mehr oder minder durchmachen mussten, um die Uebertragungen um halb fuenf in der Frueh mitverfolgen zu koennen. Und nicht jede Bar hat um diese Uhrzeit noch geoeffnet! In Queenstown haben wir schwer mit dem Barbesitzer verhandeln muessen, damit wir das Finale um viertel vor sieben AM Ortszeit zu sehen. Trotz Allem: Fanparkstimmung am Rande der Welt.

Um sowohl mich als auch euch ein wenig zu entlasten schreibe ich hier mal Stichpunktartig (aber nicht chronologisch) ein paar Highlights auf, die mich in Australien und Neuseeland erwartet haben:

(Australien)
– Fallschirmsprung in Airley Beach
– Tauchen im Great Barrier Reef bei Cairns
– Pinnacle-Tour nahe Perth
– Rottnest Island Fahrradtour nahe Perth
– Trip zu den Blue Mountains bei Sydney
– Party in St. Kilda (Melbourne)
– “History of Video Games”-Ausstellung in Melbourne
– Kunstmuseeum Sydney
– Party in Adelaide
– Abendessen im “Ego”, Sydney
– Magnetic Island bei Townswille
(Neuseeland, Suedinsel)
– Gletschertour am Franz Josef
– „Lord of the Rings“-Tour in Twizel
– Heisse Quellen in Greymouth
– Kathmandu-Sale in Christchurch J
– Party in Queenstown
– Sonnenaufgang am Lake Tekapo

Ich hoffe, dass ich in den kommenden Tagen zu einem umfangreicheren Zwischenbericht komme. Die passenden Fotos koennt ihr schonmal auf Facebook.com betrachten. Am 11. geht’s uebrigens von Brisbane zurueck nach Sydney, wo ich den lieben Flo bei seinem Hotel-Praktikum besuchen werde. Und damit sich das auch so richtig lohnt ist die Alena auch gleich vor Ort. Danach geht es weiter nach Melbourne, wo ich nochmal eine Woche rumhaengen moechte (hat mir ja so gut gefallen). Ohne weitere Umwege fliege ich am 27. nach Wellington, von wo aus ich die Neuseelaendische Nordinsel unsicher machen moechte. Waermere Gefilde erwarten mich in L.A., etwa Mitte August herum.
Stay tuned.

Rechtschreibfehler duert ihr erstmal behalten, aber ich haette sie dann bitte gerne wieder.

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